Lukaskirche

Geschichte zur Lukaskirche

Seit 1876 ziert die Lukaskirche den Schlossberg neben dem Planitzer Schloss. Sie ist eine im neogotischen Stil gebaute, 60 Meter lange und 30 Meter breite dreischiffige, kreuzförmige Säulenbasilika und besitzt einen ebenfalls 60 Meter hohen, nach Westen orientierten Turm. Warum und wie sie gebaut wurde und welchen Schwierigkeiten sie standhalten musste, erfahren Sie in diesem Text.

Durch die Ausbreitung der Steinkohleindustrie im 19. Jahrhundert in Planitz und die starke Zunahme der Bevölkerung wurde die Schlosskirche mehr und mehr zu klein für die wachsende Kirchgemeinde. Nachdem 1869 Cainsdorf seine eigene Kirche erhalten hatte, begann im Frühjahr 1872 der Bau der Lukaskirche.[1] Die Baukosten von 470.789 Mark wurden größtenteils durch die „Stiftung vom Kohlberge“ und durch Darlehen finanziert.[2] Der Architekt der Lukaskirche ist Gotthilf Ludwig Möckel, die Bauaufsicht leitete Baumeister Hermann Curt Rietscher, die Chorfenster fertigte die Leipziger Firma A. Schulze nach den Plänen des Dresdner Historienmalers Prof. Carl Andreae an. Der Sandstein für den Bau stammt aus den Steinbrüchen Cotta, Pirna und teilweise auch aus dem Dresdner Elbsandsteingebirge.

Der Bau wurde 1876 vollendet. Bereits im November 1874 konnten die Arbeiten am Hauptdach abgeschlossen und der Turm am 11. September 1875 durch das Aufsetzen des Eisen-Kreuzes fertiggestellt werden. Die feierliche Glockenweihe am 6. Oktober hatte Volksfestcharakter. An die 3000 Menschen begleiteten den Transport der drei Glocken vom Bahnhof auf den Planitzer Schlossberg. In den darauffolgenden Wochen läuteten die Glocken regelmäßig zwischen 11 und 12 Uhr. „Die Gemeinde prüfte kritisch den Wohlklang des Geläutes“, war allerdings nicht zufrieden und so wurden die große und die kleine Glocke neu gegossen. Das Geläut mit den Tönen des-f-as wog etwa 46 Zentner. Allerdings mussten die Glocken für Rüstungsaufgaben in beiden Weltkriegen abgeliefert werden. Für die ersten Glocken hatte die Gemeinde am zweiten August 1917 eine besondere Glockenabschiedsfeier veranstaltet. Am 19. Oktober 1958 fand die Weihe des nunmehr vierten Geläuts statt.

Auch bei der Auswahl der Orgel setzten die Planitzer auf Qualität. Nach Einholung mehrerer Angebote entschied sich die Gemeinde 1873 für den Einbau einer Walcker-Orgel. Die Fa. E. F. Walcker & Cie. gehörte im 19. Jahrhundert zu den renommiertesten Orgelbaufirmen Deutschlands. 1963 bekam das Instrument durch Umbau einen helleren, neobarocken Klang. 

Schließlich wurde 1876 die Turmuhr angebracht und das Innere der Kirche mit Einbau des Altars und des Taufsteins in seinen endgültigen Zustand versetzt, sodass am 16. Oktober 1876 die Einweihung der Lukaskirche unter dem Pfarrer Carl Wilhelm Winkler stattfinden konnte.[3] Bis 1968 wurde sie für Gottesdienste und andere kirchliche Veranstaltungen genutzt. 

Ab 1965 konnten wegen sich ausbreitenden Schäden nur noch gelegentlich Gottesdienste abgehalten werden.[4] Diese wurden 1968 ganz eingestellt, die Kirche aber nicht entwidmet. Verfall und Vandalismus setzten dem altehrwürdigen Gebäude zu. So berichtete Kantor Schwalbe schon 1979 von Einbrüchen, bei denen die Orgel zu Schaden kam. 1981 seien sogar 14 Zinkprospektpfeifen entwendet worden.[1] Zusätzlich dazu wurde nach und nach das Inventar im Inneren der Kirche abgebaut, die Läuteanlage fiel in den 1980er Jahren mutwilliger Zerstörung zum Opfer, wenige Jahre danach auch das Uhrwerk.

Dank des Engagements und unermüdlichen Einsatzes des „Fördervereins der Lukaskirche Planitz e.V.“ konnte die Kirche ab 1992 zunächst durch Notsicherung und dann durch aufwendige Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten mit Mitteln des Bundes, des Landes Sachsen, des Fördervereins, von Stiftungen, der Landeskirche und vieler Spender und Sponsoren gerettet werden. Bereits 1993 fanden erste Gottesdienste und Konzerte in der Kirche statt. 

Beispielhaft für den unermüdlichen wie andauernden Sanierungsprozess ist die Orgel. Als 1968 die Kirche durch die Gemeinde aufgegeben wurde, verschlechterte sich ihr Zustand zusehends. Es kam in den 1970er Jahren zum Verkauf einzelner Pfeifen und Register. Insgesamt gesehen war 2018 noch ein Drittel des Bestands vorhanden. Nachdem Aussicht auf Förderung des Vorhabens durch den Bund und das Land Sachsen bestand, begann man mit der Vorbereitung und Ausschreibung und beauftragte schließlich die Fa. Eule, Bautzen, mit der Restaurierung des Bestands und der Ergänzung fehlender Bauteile nach dem Original von 1876. Die Orgel-Wiederweihe fand am 1. Mai 2022 statt. Damit besitzt die Kirchgemeinde wieder ein hervorragendes Instrument mit romantischem Klangbild.

Insgesamt wurden bis 2024 knapp 5 Millionen € investiert. Heute wird die Kirche als Veranstaltungs- und Kulturzentrum u.a. für Gottesdienste, Konzerte und Theater genutzt. Eigentümer ist die Versöhnungskirchgemeinde Planitz.

Dana Engel und Gabriel Püschmann

Quellen:

[1] Die evangelisch lutherischen Kirchen Zwickaus, 1993, S. 21f.

[2] Johannes Heidrich/Michael Löffler: 800 Jahre Planitz, Leipzig 1992, S 16.

[3] Nobert Peschke: Planitz im Wandel der Zeiten, Erfurt 1998, S. 14f. u. 77.

[4] Wirtschafts- und Sportmarketing GbR Zwickau (Hrsg.): 800 Jahre Planitz. Festmagazin, S. 20f.

[5] Förderverein der Lukaskirche/Ev-Luth. Versöhnungskirchgemeinde Planitz (Hrsg.): Weihe der Walcker-Orgel in der Lukaskirche Zwickau-Planitz am 1. Mai 2022, Planitz 2022, S. 8f.

Bilder:

Privat von Gabriel Püschmann und Torree Hahn 


G. L. Möckel: „Ausgeführte und projectirte Kirchen, Villen und Wohnhäuser" Dresden 1882

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